Wer hätte gedacht, dass ein Spaziergang durch die Hauptstadt der amerikanischen Jungferninseln, Charlotte Amalie, uns nach anfänglicher Antipathie so entzücken könnte? Die Plätzchen, die wir aufsuchten, sprühten nur so vor Geschichte, guter Laune und natürlich - denn wir sind ja in einer Kolonialstadt - ganz vielen Farben.
Da sich unser Airbnb östlich von Charlotte Amalie befand, fingen wir nicht direkt in Charlotte Amalie an, sondern in Havensight. Dies ist ein mit Charlotte Amalie verwachsener Nebenort, der den Hafen für Kreuzfahrtschiffe beheimatet. Der Hafen trumpft mit Pubs, Bars und Geschäften auf, sodass die Kreuzfahrttouristen, denen ja meistens nur ein paar Stunden Zeit bleibt, um den Ort zu erkunden, sich gleich mit Snacks, Souvenirs und Co. eindecken können. Wir als residierende US Virgin Islands-Touristen brauchten jedenfalls nichts und spazierten weiter zu unserem ersten richtigen Stop, dem Pirates Treasure Museum.
1. Pirates Treasure Museum in Charlotte Amalie
Kaum im Museum angekommen, begrüßte uns auch schon John, der "hier wohnende Pirat". Er sah verdächtig nach Jack Sparrow aus, und verhielt sich auch so. Das machte er so unglaublich gut (selbst wenn vermeintlich niemand hinsah, torkelte er herum und redete mit sich selbst), dass man glauben könnte, er wäre wirklich ein bisschen gaga. Außerdem fand ich ihn ein wenig sexy. Beim späteren Googeln nach Tripadvisor-Bewertungen fand ich heraus, dass es außer mir noch viele andere Ladies gab, denen es gleich erging ;-)
John und die vielen, netten Mitarbeiter führten uns durch das Museum, in dem es hauptsächlich um Piraten, Schiffswrackteile, die Geschichte der amerikanischen Jungferninseln und auch die Wissenschaft hinter der Erforschung von Schiffswracks ging. Ich meine, mich zu erinnern, dass der Spaß um die 16 Euro pro Person kostete. Im Nachhinein empfanden wir dies im Großen und Ganzen als gutes Preis/Leistungsverhältnis.
Mittels Virtual Reality durften wir selbst ein Schiffswrack erkunden, dank Virtual Reality Maske und Joystick. Auch eine Münze am vermeintlichen Meeresboden mittels Unterwasser-Erforschungsgerät (einem ROV - remotely operated vehicle) durften wir "aus dem Wasser" holen.
Ein weiteres Highlight waren Informationen zu den Hurrikanes auf den US Virgin Islands. Es gab eine extra Nische für die letzten beiden Hurrikanes vom September 2017, Irma und Maria. Auch eine Hurrikan-Windbox war vorhanden. Sie sah aus wie eine Telefonzelle, nur dass drinnen kein Telefongerät auf einen wartete, sondern eine Windmaschine, die einen Hurrikan Stufe 1 simulierte. So konnte man sich ein Bild der verschiedenen Hurrikanstärken machen. Irma hatte übrigens Stärke 4.
2. Charlotte Amalie's Hafen: Yacht Haven Grande
Unser nächstes Ziel war der Yacht Haven Grande, ein Jachthafen zwischen Havensight und Charlotte Amalie. Zugleich liegt dort auch das Luxus Shoppingzentrum The Shops. Dort können sich die Betuchten unter euch gönnen, gönnen und nochmals gönnen, denn hier vereinen sich alle Luxusmarken an einem schönen Open Air Ort. Für uns viel interessanter waren die Bars und Imbissbuden vor Ort, denn sie überraschten uns wiedermal mit lustigen Karibik-Namen wie Fat Turtle oder auch Da Lime in da Coconut.
3. Am Ufer entlang nach Charlotte Amalie spazieren
Nachdem wir den Jachhafen Yacht Haven Grande erkundet hatten, ging es endlich Richtung Charlotte Amalie. Dazu mussten wir nur dem Weg entlang des Meeres in westlicher Richtung folgen, denn Charlotte Amalie ist ebenso wie Havensight ein Hafenort. Dies sah dann ungefär so aus:
Charlotte Amalie ist ein interessantes und geschichtsträchtiges Städtchen. Früher war es die Hauptstadt vom sogenannten Dänisch-Westindien, als die Jungferninseln noch Dänemark gehörten. Im Jahr 1691 taufte man die Stadt auf Charlotte Amalie um, nach der Gemahlin des damaligen Königs Christian V. von Dänemark. Zuvor hieß der Ort Christiansfort. Und nochmal einige Jahre zuvor, als die Siedlung von den Dänen gegründet wurde, trug sie den Namen Taphus (tap hus: Haus mit Hahn, Zapfstelle, gab es zur damaligen Zeit anscheinend häufig auf St.Thomas, wie übrigens heutzutage auch noch).
Wir kommen an und sehen uns erst einmal um. Es ist nicht das erste Mal, dass wir in Charlotte Amalie verweilen. Schon die Tage zuvor waren wir einmal kurz durchgeschlendert und hatten uns im Supermarkt mit Lebensmitteln eingedeckt aber Amor war zu diesem Zeitpunkt anscheinend woanders, jedenfalls ging der Charlotte Amalie-Liebesfunke beim ersten Mal nicht wirklich auf uns über. Ganz anders an diesem Tag, denn auf den zweiten Blick sahen wir all die Schönheit, die Charlotte Amalie zu bieten hatte. Diese Schönheit fing beim Fort Christian an.
4. Charlotte Amalie's Wahrzeichen: Fort Christian
Das historische Wahrzeichen Fort Christian wurde im Jahr 1680 von dänischen Siedlern fertiggestellt und lange Zeit hieß der gesamte Ort nach der Festung. Es ist in wunderschönem Kolonialrot (gibt es diese Farbe überhaupt? Naja, wenn nicht, habe ich sie jetzt erfunden, aber ich schwöre, genauso sieht Kolonialrot aus!) gestrichen und liegt direkt am Ufer des Hafenortes. Sein ursprünglicher Nutzen war der Schutz der Kolonialsiedler vor feindseligen Freibeutern und Piraten. Piraten waren zu diesen Zeiten leider oft gesehen und das Örtchen wurde mehr als einmal geplündert.
5. Kultur in Charlotte Amalie: Grand Galeria
Weiter gings und wir machten einen kurzen Stop bei der Grand Galeria, die sich nur ein klein wenig oberhalb des Fort Christian befindet. Das wunderschöne Kolonialhaus war früher einmal das berühmte Grand Hotel und war ein sehr beliebtes Anwesen für Touristen bis 1975. Heutzutage könnt ihr in der Grand Galeria Geschäfte mit gehobener Atmosphäre und auch lockere Imbissbuden vorfinden. Seit 2015 beherbergt die Grand galeria außerdem das The Virgin Islands Childrens' Museum, für das wir aber leider keine Zeit hatten.
6. Frederick Lutheran Church
Gleich hinter der Grand Galeria befindet sich die Frederick Lutheran Church. Sie wurde im Jahr 1666 gebaut, das Jahr, als die Dänen die Danish West India Company gründeten und ihre erste Siedlung auf St. Thomas errichteten. Die lutheranische Kirche weist eine schöne Architektur auf und liegt friedlich und nicht wirklich von Touristen überrannt zwischen den vielen Kolonialhäusern der Stadt.
7. Endlich: Charlotte Amalie's "99 Steps"
Auf diese Sehenswürdigkeit hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Schon in den ersten Minuten auf St. Thomas gleich nach unserer Landung von Miami hörte ich von den berühmten 99 Steps. 99 Stufen, die vom Stadtinneren hinauf zum Blackbeard's Castle führen, hübsch dekoriert mit Pflanzen und Blumen.
Es dauerte einige Zeit, bis wir sie fanden, doch als es so weit war, hüpfte ich vor Freude und kletterte sie schnell hinauf. Übrigens sind es, genau genommen, 103 und nicht 99 Stufen! ;-) Die Steine wurden damals von den Dänen als Ballast für ihre Schiffe mitgebracht. Die Insel war anfangs sehr steil für die verwöhnten Dänen und so wurde mit den mitgebrachten Steinen die 99 Steps gebaut. Von unten sahen sie genauso hübsch aus wie von oben, nur dass wir oben angekommen noch zusätzlich mit der prächtigen Aussicht über Charlotte Amalie belohnt wurden. Mein absolutes Highlight in diesem Kolonialstädtchen!
8. Blackbeard's Castle
Unser letzter Stop auf unserem Rundgang durch Charlotte Amalie war Blackbeard's Castle. Es ist nach dem berühmten Piraten Blackbeard benannt. Der hat diesen Turm einer Legende nach auch genutzt, dies ist aber nicht bewiesen. Er wurde, ebenso wie Fort Christian, im 17. Jahrhundert von den Dänen erbaut und war hauptsächlich ein Wachtturm, um herannahende Halunken und Plünderer zu sichten. Ebenso war er als Verteidigung gegen Sklaven-Aufstände errichtet worden. Der denkmalgeschützte Wachtturm wird auch Skytsborg (sein dänischer Name) gerufen.
Einen Spaziergang durch Charlotte Amalie kann ich wirklich jedem empfehlen. Und an euch Kreuzfahrtreisende da draußen, die meinen Blog auf der Suche nach Inspiration aufgesucht haben, was sie an dem Tag in Charlotte Amalie alles machen sollen: Verpasst auf keinen Fall die 99 Steps. Der Aufstieg lohnt sich allemal! Checkt doch auch meine kulinarischen Highlights der amerikanischen Jungferninseln ab und holt euch Inspiration zum Futtern und Bauch vollschlagen :-) Auch könnt ihr euch hier über die besten Aussichtspunkte auf den US Virgin Islands informieren. Happy inspiration und bis zum nächsten Mal!
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Harald (Dienstag, 01 Mai 2018 08:15)
Es ist einfach wunderschön. Schön zu sehen und schön zu lesen. Danke schön.
Ulrika (Dienstag, 01 Mai 2018 21:56)
Looking at the US Virgin Islands from a historical perspective sounds extremely interesting and may well create incentives for future visitors.
Well done!
Iris (Dienstag, 26 März 2019)
Hallo Stef,
endlich habe ich es mal geschafft, bei deinem Blog vorbeizuschauen. Ist echt toll gemacht - super geschrieben und so ein fröhliches Design! :-)
Auf St.Thomas waren wir auch schon, allerdings nur während eines Landausfluges vom Kreuzfahrtschiff (hab dazu auch einen Blogpost). Wir sind zuerst auch ein bisschen durch Charlotte Amalie gelaufen bevor es auf eine kurze Inselrundfahrt ging. Nur leider haben wir die 99 Steps gar nicht entdeckt... wie schade!
Liebe Grüße
Iris von Ich Reise Immer So
www.ichreiseimmerso.de
Stefanie (Donnerstag, 28 März 2019 23:41)
Vielen Dank liebe Iris:-) Echt toll, dass ihr auch schon auf St.Thomas wart, da schau ich gleich mal auf deinem Blog vorbei und les mir den Artikel durch. Viele liebe Grüße :)