
Auf einmal war schon die Halbzeit unseres Roadtrips erreicht und wir befanden uns im Endspurt dieses tollen Abenteuers. Der Nordwesten war ausgiebig erkundet, nun war endlich die Hauptstadt Palma de Mallorca dran! Danach noch etwas Außergewöhnliches als Sahnehäubchen: die Straußenfarm Artestruz in der Nähe des Ortes Campos. Ein ereignisreicher Tag, der vorletzte übrigens. Im Folgenden die detaillierte Schilderung:
Da der erste Teil meiner Mallorca-Reisebericht-Reise gleich zwei Tage auf einmal enthielt, sind wir nun zwar beim dritten Teil, aber bereits beim vierten Tag. Hierfür sah die Route einigermaßen aus, wie in der folgenden Map aufgeführt:
4. Tag: Palma und Straußenfarm
PALMA
Vom Hotel Vistasol in unserer Homebase Magaluf tuckelte unser Mietwagen los nach Palma. Für die vielen möglichen Aktivitäten in Magaluf habe ich übrigens hier einen eigenen Bericht geschrieben. Weiter oben in der Einleitung habe ich noch den langen Namen, Palma de Mallorca, angeführt. Genau genommen ist dies aber seit November 2016 falsch. Man glaubt ja nicht, worum alles Politiker diskutieren können, aber der Name der Mallorca-Hauptstadt ist tatsächlich seit ein paar Jahren ein gängiges Thema. Kurz gegoogelt, findet man heraus, dass Palma seit seiner Existenz schon zahlreiche Namen besessen hat, darunter auch Medina Mayurqa, Ciutat de Mallorca und eben auch Palma und Palma de Mallorca. Zwischen letzteren beiden möchten sich die politischen Parteien einfach nicht einig werden. Derzeitiger Stand ist nun eben seit 2016, dass der offizielle Name Palma ist und der Zusatz gestrichen wurde. Dies geht übrigens bis 123 v.Chr. zurück, als die Römer die Stadt eroberten und nicht nach einer - wie es wahrscheinlich viele denken - Palme sondern nach einer Handfläche (Symbol für Sieg) benannten. So, nun genug Geschichte :-)
Als wir jedenfalls nach Palma hineinfuhren, war jegliche Namens-Diskussion sofort vergessen und meine Mundlade klappte gefühlt bis zum Autobodenteppich hinunter, so ins Staunen versetzt war ich. Warum erzählte mir eigentlich niemand vorher, dass diese mediterrane Stadt eine richtige Metropole ist (440.000 Einwohner!) und auch noch hinreißend hübsch, mit einem Prachtwerk von Wahrzeichen: einer Kathedrale, die ich so wirklich noch nicht gesehen hatte. Da kann Notre Dame in Paris aber wirklich einstecken dagegen. Das erste Mal erblickten wir sie schon von weitem, als wir am Passeig Maritim entlang des Meeres entlang tuckerten:

Die Kathedrale von Palma, oder wie die Katalanen gerne kurz sagen: La Seu. Komisch, dass sie laut Wikipedia keinen einzigen Rekordwert hat, weder Breite noch Höhe noch sonst etwas. Komisch finde ich es deshalb, weil sie einem einfach so unglaublich wuchtig vorkommt, wenn man vor ihr steht. Ihr Bau begann 1306 und endete 1578. Alle möglichen mallorquinischen und katalanischen Architekten hatte hier ihre Hand im Spiel, sogar Antoni Gaudi. Er entwarf zum Beispiel einen Hohlraum, damit sich der Gesang ohne Mikrofone in der ganzen Kirche verbreiten konnte, wie ein Resonanzkasten. Der Hohlraum wurde erst 100 Jahre später zufällig bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Auch verschiedene Baustile kann die Kathedrale von Palma aufweisen, von Gotik über Rennaissance bis Barock ist alles dabei. Die La Seu wurde sofort zu meiner neuen Lieblingskathedrale gekürt.
Wir suchten jedenfalls einen Parkplatz und erkundeten drauflos. Das kann man ja bekanntlicherweise immer am besten zu Fuß. Wie ich weiter oben bereits erwähnt habe, war ich wirklich beeindruckt, dass Palma so groß ist, eine echte Großstadt eben. Fast die Hälfte aller Bewohner der Insel wohnt hier, und anhand unserer ersten Begegnungen mit den Einheimischen sind sie auch noch überaus freundlich und gut drauf. Klar, wenn es in meiner Heimatstadt im Jänner 17 Grad und Sonnenschein ohne Ende hätte, wäre ich auch quietschvergnügt. Genau dieses Wetter bescherte uns Palma nämlich, wie man am obigen Bild erkennen kann.
Die Gassen der malerischen Altstadt sind eine Sehenswürdigkeit für sich. Es kam mir so vor, als ob man hier ein Gesetz verabschiedet hätte, dass in etwa so lautet: Malt die Häuser von Palmas Altstadt ganz bunt an und am besten sollte es an einen Zitrusfrüchtekorb erinnern, damit jeder sofort gute Laune bekommt, wenn er die Altstadt betritt. Lasst euch selbst davon überzeugen:
Es war wirklich traumhaft, die sich vermischenden Architekturstile und Kulturen auf Schritt und Tritt zu erforschen. Viele Bauten erinnern sehr an verschiedenste Gebäude Gaudis in Barcelona, typisch spanisch-katalanisch eben. Oft wurden wir aber auch von maurischen Elementen an den Fassaden überrascht, die jedes Gebäude gleich einladender erscheinen lassen. Die Balearen waren lange Zeit unter maurischer Herrschaft und das hat natürlich anhand zahlreicher Bauwerke seine Spuren hinterlassen. Erwähnenswert wäre da der Königspalast La Almudaina oder auch die arabischen Bäder in einer verwinkelten Seitengasse, die Banys arabs.
Wir waren vom Erkunden jedenfalls äußerst hungrig geworden und gönnten uns deshalb nähe des Plaça de la Llotja leckere Churros:
Die gesamte Gegend rund um den Plaça de la Llotja heißt übrigens La Lonja und ist generell sehr zum empfehlen, für das Flanieren aber auch abends zum Testen von Bars und Restaurants. Ein paar Meter weiter stolperten wir über den imposanten Parc de la Mer, welcher sich zwischen meiner geliebten Kathedrale und dem Passeig Maritim, der Uferpromenade, befindet:

Und endlich bekam ich die Möglichkeit, die Kathedrale näher zu betrachten und mir ihre Fassade genauer anzuschauen:

Auf dem Vorhof der Kathedrale wurde zu meinem Erstaunen sogar ein Theaterstück aufgeführt. Leider war es in Catalán und wir verstanden kein Wort, trotzdem war es schön mitanzusehen:

Alles in allem einfach ein umwerfender Vormittag und Mittag in Mallorcas Hauptstadt, besser hätte es wirklich nicht werden können. Nun drängte auch schon wieder die Zeit (leider muss ich das irgendwie zu oft niederschreiben, fällt mir auf!), denn wir hatten noch Tickets für etwas richtig Außergewöhnliches: eine Straußenfarm. Ich hatte davor gegoogelt, was es denn im Jänner so auf Mallorca zu tun gibt. Viele Dinge wie am Meer chillen oder Aquaclubs fallen zu dieser Jahreszeit ja automatisch weg und da kam uns der Besuch einer Straußenfarm als tolle Alternative vor. Schwupps zum Mietwagen und ca. 45 Minuten Fahrt später waren wir bei der Straußenfarm ARTESTRUZ angekommen. Ihr findet die Farm nähe Campos, eine kleine Stadt im Süden. Anfänglich hätten wir die Straußenfarm fast verpasst, da der riesige Garten, in dem die Strauße ihr Unwesen treiben, sehr gut bedeckt ist, sodass die Tiere die vorbeifahrenden Autos nicht zu sehr mitbekommen.
ARTESTRUZ
Wir spazierten zur Eingangstür und kamen uns auf einmal wie in einer anderen Welt vor: Zwei Häuschen mit liebevoll eingerichtetem Garten dazwischen. Der Garten voller Töpfe, Dekoelemente, Stühle und Tische, Pflanzen. Beim Eingang ein klappriger Holztisch, auf welchem Infoflyer liegen sowie eine kleine Klingel vorzufinden ist, wie man sie von Hotels kennt. Kling Kling - und ein paar Sekunden später kommt auch schon der Besitzer auf uns zu: Uri Löffler. Soweit ich mich erinnern kann, ist er israelischer Herkunft, hat aber mit seiner holländischen Frau Josephine jahrelang in Afrika gelebt, danach zwei Söhne bekommen und nach Mallorca gezogen. Uri ist super freundlich und gesprächig und erzählt uns, dass er und Josephine sich in den 16 Jahren in Afrika in die Vögel verliebt haben. Während ihrer verschiedenen Aufenthalte im ganzen Kontinent verbesserten sie kontinuierlich ihre Arbeit mit Straußen und eigneten sich allerlei Wissen rund um den riesigen Vogel an: wie sie leben, ihre Eigenschaften, ihre Eigenheiten. Als die zwei Söhne groß genug waren, um zur Schule zu gehen, wurde ihr Traum mehr und mehr in die Realität umgesetzt. Im Jahr 1997 wurde Artestruz schließlich eröffnet. Uri führt uns zum Gehege der süßen Tiere und ich sehe sie schon von weitem herumstapfen:


Während ich meine Augen nicht von den faszinierenden Tieren trennen kann, hören wir dem Besitzer weiter bei seinen interessanten Geschichten zu: Anscheinend gibt es tausende einfachere Dinge auf dieser Welt, als eine Straußenfarm auf einer balearischen Insel zu eröffnen. Alles in allem war das Vorhaben mit viel bürokratischem Stress verbunden.
Angefangen hatte die Familie mit 12 Straußen, alle aus Afrika mitgenommen. Manche stolzieren heute noch im Gehege umher, wie zum Beispiel Cleopatra und Nelson Mandela. Sie sind mehr als 20 Jahre alt. Im Gegensatz dazu gibt es tapsige Babystrauße, die jedes Jahr im Mai und Juni das Licht der Welt erblicken. Insgesamt zählt die Farm an die 60 Strauße. Und höchstwahrscheinlich werden es immer mehr, zumal so ein Vogel bis zu 70 Jahre alt werden kann! Nun kommt Josephine auf uns zu und überreicht uns eine Schale Futter (gegen ein kleines Entgelt). Es gibt kein Zurück mehr und ich fange an, die Schale in die Nähe der Strauße zu halten. Schwupps, klackern ihre Schnäbel in die Schale hinein, auf einmal sind 5-6 gleichzeitig bei mir, neben mir, über meiner Schulter:


Josephine unterrichtet uns während meines Fütterungs-Erlebnisses über die Kost der "Vögelchen": Hauptsächlich fressen sie Gerste, Mais und Carob aber auch frische Früchte und Gemüse. Da Strauße keine Zähne besitzen, fressen sie zusätzlich immer ein paar Kieselsteine, die dann die Verdauung im Magen übernehmen. Während der Fütterung muss ich die ganze Zeit lachen, habe aber auch Angst. Die Tiere sind einfach so groß und auch ein wenig grob. Als Josephine mir dann auch noch erzählt, dass Strauße in wilder Natur unglaublich gefährlich sein können, wenn sie ihre Babies verteidigen, wird mir ein wenig mulmig zumute. Ihre Füße sind anscheinend eine super Waffe - und können sogar Menschen und Raubtiere töten. "Wow, ist das wirklich möglich?", frage ich mich, während ich Claudia Schiffer streichle. Sie ist der Strauß mit dem hellsten Gefieder des ganzen Geheges.
Nach der Fütterung geht es weiter zu den Jungvögeln. Die sind leider schon sehr "unjung", nämlich ca. ein halbes Jahr. Trotzdem sehr süß und noch etwas tapsig.

Nun ist Uri wieder bei uns und fragt uns, was wir denn vor unserem Besuch bereits über Strauße wussten. Ich muss überlegen, viel kommt mir leider nicht in den Sinn. "Ah", stolz habe ich einen Blitzgedanken, "Strauße stecken immer ihren Kopf in ein Loch im Boden!" Ich bin stolz auf meine Antwort, aber Uri fängt an zu lachen. "Ich schenke dir alles, was wir in unserem Souvenirshop anbieten, wenn du mir ein einziges Foto bringst, auf dem ein echter Strauß seinen Kopf in ein Loch steckt!" Im Gegensatz zum allgemeinen Glauben ist dieses Verhalten anscheinend pure Fantasie der Menschen.
Unser letzter Stop ist der Souvenirshop. Hier versteht man endlich, warum sich im Namen ARTESTRUZ auch das Wort Arte (span.= Kunst) versteckt. Uri Löffler verarbeitet hier das kostbare Straußenleder zu echten Unikaten wie Schuhen, Taschen und Gürteln. Sein Sohn Johny fertigt außerdem wunderschöne Lampen aus den Straußeneiern. Diese verziert er mit bunten Bildern oder eingeritzten Mustern. Nicht schlecht, aber heute ist für uns nichts dabei. Trotzdem war der Besuch bei Artestruz jeden einzelnen Cent wert. Der Eintritt ist vielleicht etwas höher, es ist aber auch nicht gerade einfach, eine Straußenfarm am Leben zu erhalten, daher der Preis. Falls ihr gerne so etwas Außergewöhnliches erleben möchtet, hier noch ein paar Eckdaten:
ARTESTRUZ MALLORCA
Öffnungszeiten: November bis März: 11 - 17 Uhr, April bis Oktober: 10 bis 14 Uhr und 16 bis 20 Uhr
Eintrittspreise (2018): Erwachsene 12 Euro, Kinder 7 Euro, Kinder unter 3 Jahren: gratis
Adresse: PMV-6014 km 40, 07630 Campos, Mallorca
Telefon: 0034 971 650 562, 0034 639 721 735
Email: artestruz@hotmail.com
Homepage: www.artestruzmallorca.com
Hier auf Google Maps:
PS: Nächstes Mal möchten wir auf Jumbo, einem 16jährigen Strauß reiten. Dieses Erlebnis gibt´s nämlich auch :-)
Und schon war der vorletzte Tag unserer Mallorca Rundreise vorbei und es hieß: Ab nach Magaluf, lecker abendessen im Hotel und ab in den Wellnessbereich (mit zu viel Kleinkindern in der Sauna, wie schon im ersten Teil berichtet! ;-) )
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Siggi (Mittwoch, 24 Januar 2018 02:15)
Dass Palma echt sehenswert ist, wusste ich schon :-)
Von der Straußenfarm hatte ich vorher aber noch nichts gehört, das wird wohl beim nächsten Mal mein Ziel. Danke, Stefanie!
Stef (Sonntag, 11 Februar 2018 21:41)
Danke für deinen Kommentar, Siggi. Kein Problem, immer wieder gerne =)
Maribel Rodríguez (Freitag, 01 Juni 2018 09:50)
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