
Leider hat Teneriffa hauptsächlich den Ruf einer überfüllten, sehr touristischen Urlaubsinsel, so wie seine kanarischen Inselbrüder auch. Dass es aber abseits der touristischen Pfade richtige Juwelen à la Bergdörfchen und verlassener Wanderweg ebenso gibt wie (fast) unberührte Strände, das muss man mit eigenen Augen erleben. Die Westküste und auch der Norden haben einiges zu bieten und ich habe euch vom letzten Teneriffa-Trip ein wenig Inspiration zusammengebastelt.
Wie bei den meisten Urlaubsdestinationen gilt es auch in Teneriffa, die eher unbekannten und weniger erschlossene Fleckchen zu entdecken, von denen meistens nur die Einheimischen etwas wissen. Während unseres Urlaubs auf Teneriffa haben wir das ganz gut hinbekommen. Trotzdem muss ich zugeben, dass wir an manchen Tagen auch einfach an einem überfüllten Strand gechillt haben, muss einfach auch mal sein.

Teneriffa ist die größte und bevölkerungsreichste aller kanarischen Inseln. Fünf Millionen Touristen machen sich jährlich einen Spaß draus, hier ihren Urlaub zu verbringen. Ganz schön happig. Aber zu verstehen, denn hier ist es ganzjährig sehr warm und auch während des Winters gibt es nicht wirklich Temperaturen unter 18 Grad. Außerdem heißt es, dass Teneriffa die abwechslungsreichste Insel ist, denn im trockenen Süden sind wunderbare Strände und karge Landschaftsspektren vorzufinden, während der kühlere Norden einem saftigen Garten gleicht.
Der Westen ist eine willkommene Mischung aus beidem und hat viel Grün, viel Vulkanlandschaft und vor allem viel freundliche Menschen zu bieten. Wir haben der Westküste komplette 2 Tage unseres Urlaubs gewidmet und sie per Mietwagen erkundet. Im Folgenden eine kleine Zusammenstellung unserer Erlebnisse. Leider hat uns während unseres gesamten Aufenthaltes das Naturphänomen Calima einen leinen Strich durch die schöne-Fotos-Rechnung gemacht. Der Calima ist ein Wind, welcher von der afrikanischen Sahara kommt und des Öfteren auf den Kanaren für viele Wolken, Nebel und feinen Sandstaub in der Luft sorgt. Daher sind die Fotos nicht immer mit blauem Himmel verziert, aber wer strebt schon Perfektion an? ;-)
Route durch den Westen Teneriffas
Adeje
Adeje liegt im Südwesten Teneriffas und ist am Tourismus zwar nicht komplett vorbei gelaufen, trotzdem könnt ihr einen wunderschönen, alten Ortskern vorfinden mit einigen Lokalen und Restaurants. Vom Gewerbegebiet an der Autobahn zieht sich Adeje den Berg hinauf bis zum Anfang der sogenannten Barranco del Infierno, ein spektakuläres Naturschutzgebiet.
Oberhalb der immer weiter wachsenden Neubauzone, durch die wir zuerst hindurch gefahren sind, befindet sich die Altstadt. Dort findet ihr die Kirche Santa Ursula, welche 1986 zum historisch-künstlerischen Denkmal erklärt wurde. Herausragend sind der typische Mudéjar-Stil im Innenraum und das kleine Idol oben auf dem Glockenturm, das die Einheimischen„Kopf von Juan Centeno“ nennen. Leider konnten wir nicht in die Kirche hinein.


Von der Kirche hat man einen umwerfenden Ausblick auf die meilenweite Landschaft Barranco del Infierno, was übersetzt Höllenschucht bedeutet.


Adeje ist zwar ein eher kleines Örtchen, hat aber geschichtlich eine große Bedeutung für die Canarios: Die Ureinwohner der Kanaren waren die sogenannten Guanchen. Vor der spanischen Eroberung Teneriffas war Adeje der Hauptsitz des Guanchenkönigs. Dadurch ergab sich in Adeje eine überdurchschnittlich gute Frischwasserversorgung. Und dies ist wiederum der Grund, warum Adeje später zu den ersten durch die Spanier besetzten Städte gehörte.
In der Altstadt wird man überwältigt von vielen verführerischen Restaurants. Rund um die Calle Grande, in welcher auch das Gemeindezentrum liegt. Wir haben uns für das Café Calle Grande entschieden und dort lecker gespeist und getrunken.

Übrigens gibt es im eingemeindeten nahen Strandort Costa de Adeje sehr schöne Sandstrände, u.a. auch der berühmte FKK-Strand bei La Caleta. Eine andere Möglichkeit des Zeitvertreibs ist ein Besuch des nahen Naturschutzgebiets, welches ich oben schon erwähnt habe, die Höllenschlucht. Doch Achtung, ihr müsst euch mindestens einen Tag davor anmelden und es werden auch nur 200 Besucher pro Tag eingelassen.
Töpfermuseum in Arguyao
Eine willkommene Abwechslung bat das Töpfermuseum im kleinen Örtchen Arguyao, welches sich im Nordwesten der Insel befindet. Ein paar Kilometer weiter in den Norden und man erreicht Santiago del Teide. Santiago del Teide ist ein beliebter Punkt, um in Richtung des Inselvulkans Teide oder des Tenogebirges aufzubrechen. Jedenfalls findet ihr an der einzigen Bushaltestelle in Arguayo, ein restauriertes, kanarisches Bauernhaus, das das Töpfermuseum Alfarero de Arguayo beherbergt.
Im Museum könnt ihr eine ehemalige Werkstatt entdecken, in der bis heute nach der Technik der Guanchen getöpfert wird. Außer der Werkstatt ist auch noch ein Innenhof mit schmuckem Brunnen vorzufinden. Die Technik der Ureinwohner der Kanaren setzt das Töpfern ohne Töpferscheibe voraus, alles wird mit bloßer Hand gefertigt. Schüsseln, Teller, Töpfe - alles, was das Herz begehrt, wird hier erschaffen und im Anschluss gegen ein faires Entgelt verkauft. Gánigos werden diese Gefäße genannt. Der Eintritt ins Museum ist übrigens komplett umsonst.




Masca
Nach einem kurzen Stop in Santiago del Teide fuhren wir weiter in Richtung Masca. Das Gebirge, welches einen dort begrüßt, ist das sogenannte Tenogebirge. Im Tenogebirge auf den Serpentinenstraßen unterwegs zu sein, war eine faszinierende Form der Begegnung mit der Natur und auf jeden Fall eines der tollsten Erlebnisse auf Teneriffa. Für die Straßen im Tenogebirge sollte man allerdings ein versierter Autofahrer sein, denn es geht teilweise sehr schmal und kurvenreich zu, und dies gilt eben ganz besonders für die Straße nach Masca, die TF-436. Zu allem Überfluss dürfen hier tatsächlich auch Linien- und Reisebusse auf der serpentinenreichen Straße fahren. Dies hat waghalsige Manöver mit sich gebracht und ich bin mir wie in einem Film vorgekommen, aber schlussendlich ist alles gut gegangen ;-)
Denn nach ungefähr einer halben Stunde erstreckte sich ein weites Tal vor uns. In diesem Tal fanden wir vereinzelt einige Bauernhäuschen vor und im Zentrum das Dörfchen Masca. Vor der Eröffnung der TF-436 konnte man diesen Teil der Insel nur per Pferd und Esel erreichen.


In Masca sind Parkplätze eine rare Sache. Ich würde euch trotzdem empfehlen, es zu versuchen oder ggf. etwas weiter weg zu parken, denn der sehr ursprünglich wirkende Ort hat's wirklich drauf.
Nahe der Bar Fidel könnt ihr zu einer besonders tollen Wanderung aufbrechen, der Wanderung durch der Barranco de Masca. An den engsten Stellen ist diese Schlucht lediglich 30 Meter breit, die Felswände sind aber trotzdem bis zu 600 Meter hoch. Ungefähr 7 - 8 Kilometer wandert man gemächlich bis runter zum Atlantik, kann im Anschluss ein entspanntes Meeresbad genießen, um zuletzt die ganzen Kilometer wieder zurückwandern.
Punta de Teno
Wenn ihr einen Ausflug ins Tenogebirge unternehmt, solltet ihr Buenavista del Norte ganz oben im Norden auf keinen Fall verpassen. Und von Buenavista del Norte habt ihr es schließlich nicht mehr weit bis zum Aussichtspunkt Punta de Teno. Dieses Kap liegt auf einer Landzunge ganz im Nordwesten von Teneriffa und ist - wen wundert's? - auch ein Naturschutzgebiet. Ihr könnt einen winzigen Strand vorfinden, genauso wie einen ansehnlichen Leuchtturm, mit viel Vulkangestein drumherum zum Herumklettern und Erkunden. Die Vulkanlandschaft dort formte sich aufgrund von in das Meer fließende Lavaströme, die dann dort erkalteten und schließlich erstarrten.
Alleine der Weg dorthin ist ein Abenteuer für sich und in kleinen Etappen bahnt sich an, welch einen schönen Ausblick man am Ende vorfinden wird. Der Weg führt spektakulärerweise durch einen unbeleuchteten Tunnel, der gar nicht mal so kurz ist. Ich bin mir nicht sicher, ob der so in Österreich oder Deutschland zugelassen wäre ;-) Auch fährt man teilweise sehr nah am steilen Abgrund entlang und viele Schilder warnen vor Steinschlag. Da wundert es einen nicht, dass diese Straße, die TF-455, von 2013 bis 2015 aufgrund von Sanierungsarbeiten gesperrt war.


Bei guter Sicht, die wir aufgrund des Calima bekanntlich nicht wirklich hatten, könnt ihr sogar bis zur Nachbarinsel La Gomera schauen. Aber auch bei uns ließ sich La Gomera trotz erhöhten Sandstaubvorkommens in der Luft ganz kurz blicken. Zwar wirklich nur in Form von unscharfen Umrissen, doch konnten wir die Insel trotzdem für einige Augenblicke erahnen.
Im Anschluss an diesen fast geisterhaften Anblick der Nachbarinsel spazierten wir auf den kleinen Trampelpfaden, welche ins Vulkangestein hineingebaut waren, herum und erkundeten die Landschaft am Punta de Teno. In der Nähe des Leuchtturms entspannten wir bei einer kurzen Rast, setzten uns auf den schwarzen Stein und lauschten dem Atlantik. Noch nie hatte sich das Meer so faszinierend angehört wie am Punta de Teno. Ein paar Meter vor uns nämlich machte ein großer Wasserstrudel auf sich aufmerksam und gab röhrende Sprudelgeräusche von sich. Wir blödelten, dass dies der Eingang zur Hölle sein musste. Das Meer war verführerisch blau und glitzerte kristallklar.



Hier ein paar Eckdaten zur Anreise zum Punta de Teno: Die Zufahrt per privatem PKW ist donnerstags bis sonntags sowie an Feiertagen ab 9 Uhr gesperrt. An diesen Tagen könnt ihr Punta de Teno ab 10 Uhr per Shuttle-Bus der Linie 369 von Buenavista del Norte erreichen. Das Ticket für eine Single-Fahrt kostet 1 Euro. Hier gibt's weitere Infos zum Fahrplan. Frühaufsteher können natürlich an diesen Tagen einfach vor 9 Uhr zum Kap fahren, denn da ist die Straße ja noch offen. Wieder zurückfahren kann man jederzeit.
Das Tenogebirge mit dem sagenhaften Ende Punta de Teno bietet wirklich für jeden Geschmack etwas. Wie immer gilt es, den wahren Reiz der tollen Landschaft zu entdecken, indem man sich ein wenig abseits der Touristenpfade bewegt. Das Gebirge hat eben nicht nur Berge im Repertoire, sondern ist auch saftig grün mit vielen Kieferwäldern. Auf einem der zahlreichen Wanderwege könnt ihr diesen Kontrast zwischen Waldgrün und Berggrau besonders gut erkennen.
Las Galletas
Obwohl Las Galletas sehr überschaubar ist und sich in der Nähe des Örtchens viele Betonbauten befinden, in welchen sich Apartments häufen, möchte ich es nicht unerwähnt lassen. Es liegt im Südwesten Teneriffas und wir ließen uns dort in einem Fischrestaurant ganz ausgezeichneten Fisch schmecken. Es ist auch nicht wirklich überteuert. Auch hier in Las Galletas schien es, als hätte es kurz vor unserem Besuch ein Dorffest gegeben, denn es hingen noch überall Girlanden und diverse, andere Straßendeko herum.


Nun gut, das war mein Reisebericht über den Westen Teneriffas. Habt ihr ein wenig Inspiration mitnehmen können? Es verstecken sich zwischen diesen Örtchen selbstverständlich weitere, beeindruckende Platzerl, aber alles kann man während eines Urlaubes ja auch nicht entdecken. Soll man auch nicht, für's nächste Mal aufheben und dadurch einen Grund zur Rückkehr haben ist viel besser! Über den Norden werde ich sehr wahrscheinlich und sehr bald auch noch etwas schreiben, denn der hat ebenfalls massenhaft tolle Dinge zu bieten. Bis dahin könnt ihr euch gerne meinen Reisebericht über Gran Canaria durchlesen, vielleicht hilft euch dieser auch ein wenig beim Planen. :-)
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Peter (Samstag, 10 Februar 2018 14:45)
Hi Stef, danke dir vielmals, sind gerade am Planen für unseren Teneriffa Urlaub, ich glaube, dem Töpfermuseum wird von uns auch ein Besuch abgestattet ;-) VlG Peter
Harald (Sonntag, 04 März 2018 13:45)
Es ist unglaublich, du schreibst in einer Art, daß ich überhaupt nicht aufhören kann mit dem Lesen. Es ist spannend, informativ und ausgesprochen heiter. Wirklich sehr angenehm zu lesen. Hätte nicht gedacht, daß es zu Teneriffa, so viele interessant Aspekte zum Erzählen gibt. Bin noch immer ganz fasziniert. Übrigens, auch die Fotos sind gaaaaaanz toll. Danke schön.
Ingrid (Freitag, 12 April 2019 19:17)
Ein toller Bericht über diese Seite der Insel - ich freue mich schon auf den Rest :-) Liebe Grüße von der Insel!
Christoph (Sonntag, 26 Mai 2019 10:22)
Sehr schöner Reisebericht, wir planen gerade ebenfalls einen Urlaub auf Teneriffa und werden die Westküste sicherlich nicht auslassen! Die bergige Landschaft sieht auf den Bildern jedenfalls traumhaft aus.