Von Aveiro, einer der tollsten Städte in Portugal, aus kann man wunderbare Tagesausflüge starten, denn die ganze Gegend ist sehr vielfältig und bietet die unterschiedlichsten Möglichkeiten, um sich eine schöne Zeit zu machen. Im Folgenden meine Favoriten:
1) Aveiro -> ÍLHAVO
Ílhavo ist Aveiro's kleiner Bruder, die beiden Städte liegen super nah zusammen und man findet auch viele Museen, Denkmäler und Anekdoten die gleichermaßen mit beiden Städten zu tun haben. Ílhavo ist näher am Meer gelegen und weniger touristisch. Es bietet viele süße Gässchen zum Spazieren und Ausspannen.
"Ílhavo", by Domingos Moreira on flickr.com
Eine der berühmtesten Porzellanfabriken Portugals befindet sich hier, genannt Vista Alegre. Gleichzeitig ist sie auch die älteste Porzellanfabrik, gegründet wurde sie im Jahre 1824. Schon fünf Jahre später durfte man sich "königliche Fabrik" nennen und 1851 war Vista Alegre erstmals bei einer Weltausstellung vertreten, nämlich im Crystal Palace in London. Alles in allem also ein großes Traditionsunternehmen. Tickets für das Vista Alegre Porzellanmuseum gibt es schon ab 6 Euro. Besucher können viel über die Geschichte der Fabrik, seinen Begründer José Ferreira Pinto Basto und die Wichtigkeit von Porzellan im Portugal des 19. und 20.Jahrhunderts lernen. Das Beste ist aber meiner Meinung nach das, was die Augen zu sehen bekommen: wunderschöne Porzellanprodukte! Tischdeko, Gläser, Vasen, Teller - und alles in schillernden Farben. Und so ganz nebenbei gibt es noch die Crystal Factory, ein Museum spezialisiert auf Kristall- und Glasproduktion. Für einen Eintritt von ca. 3 Euro wird man hier mit der jahrhundertealten Tradition der Kristall- und Glasherstellung vertraut gemacht. Den Besuchern der Crystal Factory wird jeder einzelne Produktionsschritt genauestens erklärt.

"Musée de Vista Alegre" by Jori Avlis on flickr.com
Mein Liebling in Ilhavo ist das Museu Maritimo de Ilhavo. Es repräsentiert die maritime Bedeutsamkeit der Gegend. Tolle Boote und Schiffe warten auf uns (mein Paradies!), vor allem alte viele ansehnliche Beispiele der ersten sogenannten Moliceiros, welche für die Salz- und Algengewinnung verwendet wurden. Ein Schiff der bedeutenden Seefahrerzeit der Portugiesen wurde komplett auseinander genommen und die einzelnen Kabinen ausgestellt. So hat also damals der Käpt'n im Schiff residiert, so hat eine Kajüte ausgesehen und so waren die Schlafkammern der Crew ausgestattet, sehr interessant!
Das Tollste am Museum ist aber ein Aquarium mit lebenden Kabeljaus. Der Kabeljau (portugiesisch: Bacalhau) ist der beliebteste Speisefisch in Portugal, obwohl er da lustigerweise gar nicht herkommt, sondern aus Norwegen. In diesem Museum kann man sich die beliebten Tierchen jedenfalls lebend ansehen. Auch mal interessant, wie dieser Fisch, den ich schon so oft auf dem Teller hatte, eigentlich lebend aussieht.
Verschiedenste Navigationsgeräte (die Armillarsphäre ist eines der bedeutsamsten und sogar im Wappen Portugals enthalten!) und die landesweit größte Sammlung seltener Muscheln runden das Angebot dieses Museums ab.

2) Aveiro -> COSTA NOVA
So nah an Aveiro dran und trotzdem kann man alleine hier auf jeden Fall schon einen ganzen Tag verbringen. Die Costa Nova ist eine Küste am Atlantik unweit von Aveiro. Dazu gehören auch ein paar niedliche Dörfchen, die an der Costa Nova liegen. Da wäre zB Barra, ein Ort, der nicht allzu viel zu bieten hat, AUSSER - Trommelwirbel - den mit 60 Metern grössten Leuchtturm Portugals. Na, wenn das nichts ist! Er ist sogar einer der höchsten von ganz Europa. Die Aussicht von dort oben ist nicht nur überwältigend sondern auch eine kostenlose Erfahrung. Die insgesamt 283 Treppen kann man während des Winters von 13:30 bis 16:30 und während des Sommers von 14:00 bis 17:00 gratis emporsteigen.
Der vollständige Name der Küste ist Costa Nova do Prado. In meinem Artikel über die Geschichte Aveiros hatte ich schon einmal erwähnt, dass Aveiro jahrhundertelang der direkt Zugang zum Meer verwehrt war, bis endlich eine neue Hafeneinfahrt in 1808 eröffnet wurde. Ab dieser Zeit wurde der Name "Costa Nova" (neue Küste) verwendet um diese neue Gegend rund um die Hafeneinfahrt Ria de Aveiro von einem der älteren Küstenabschnitte, der "Costa Velha" (alte Küste), zu unterscheiden.
An der Costa Nova kann man unzählige Wassersportarten ausprobieren. Im Sommer haben viele Schulen für Segel-, Surf- und sonstigen Wassersport geöffnet und man kann seine maritimen Fertigkeiten im rauen Atlantik perfektionieren.


3) Aveiro -> Reserva Natural das Dunas de São Jacinto (Naturschutzgebiet São Jacinto)
Ebenfalls ganz in der Nähe findet man São Jacinto, eine beeindruckende Halbinsel zwischen Atlantik und der großen Lagune Aveiros. Und auf genau dieser Halbinsel gibt es ein kleines, aber feines Naturschutzgebiet. Es ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1970 eines der beliebtesten Naturstätten des ganzen Landes geworden. Nicht nur riesige Sanddünen, sondern auch die einheimische Flora und Fauna kann man auf São Jacinto bestaunen, u.a. zB Kohlmeisen, Meerenten, Haubenmeisen und Mauerschwalben in deren natürlicher Umgebung.
Besichtigen kann man das Naturschutzgebiet entweder auf eigene Faust durch verschiedene Wanderwege oder im Rahmen einer Tour. Ein Spezialist zeigt bei der Tour unter anderem auch die Auffang- und Tierschutzstation.
4) Aveiro -> Stadt und Geopark AROUCA
Arouca ist ein süßes, kleines Städtchen, welches bekannt ist für seine süße Spezialität, die Doces Conventuais de Arouca. Übersetzt heißt das so viel wie Klostersüßigkeiten, da sie früher so wie heute teilweise von Nonnen im Kloster Arouca hergestellt werden. Es handelt sich hierbei aber nicht um EINE spezielle Süßigkeit, sondern sogar um mehrere verschiedene. Vor allem wären das:
- Barrigas de Freira
- Castanha Doce
- Cavacas
- Charutos de Amêndoa
- Manjar de Língua
- Melindres
- Pedras Parideiras
- Pão-de-Ló
- Roscas de Amêndoa

Mein Tipp an euch wäre, einfach in eine Bäckerei in Arouca zu gehen und nach ALLEM, oder zumindest nach ein paar der Süßigkeiten zu fragen, und sich einfach durchzuprobieren. Es gibt dazu verschiedenste Konditoreien und Bäckereien (Pastelarias und Padarias), wo man sich diese Köstlichkeiten einverleiben kann, übrigens auch toll als Souvenir geeignet. Ich finde ja, die besten Souvenirs sind immer Essen und Trinken ;-) Und nicht nur Süßes hinterlässt kulinarische Glücksgefühle in unseren Bäuchen, sondern auch das spezielle Rindfleisch der hier ansässigen Rasse, lecker "Carne Arouquesa". Das saftige Fleisch der Arouquesa-Rinder gehört zu den schmackhaftesten des ganzen Landes.
Der Geopark Arouca ist von Aveiro ca. eine Autobahnstunde entfernt bzw. eineinhalb Landstraßenstunden (auf der N224, natürlich wie immer mein Favorit, da man auf Landstraßen in Portugal einfach so viel sieht!). Der 327 km2 große Park ist seit 2009 aufgrund seiner geologisch wertvollen und seltenen Steinvorkommen von UNESCO zum Welterbe erklärt worden. Ein abenteuerliches, für die ganze Familie spaßiges Fleckchen Erde, an dem man jede Menge verschiedene Dinge in freier Natur ausprobieren kann.
Verschiedenste Wanderungen im Geopark Arouca schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe, nämlich nicht nur die Freude am Wandern, das Ausspannen in der Natur sondern auch das Entdecken von historisch und geologisch interessante Orten, wie zB Noninha, Janarde oder Meitriz. In diesen Dörfchen stößt man noch auf das ganze alte Portugal, ein bisschen so wie während meines Road Trips durch das Minho-Tal in Nordportugal. Die Dörfer liegen oft auf künstlichen Terrassen und die Häuser sind zum größten Teil aus Schiefer oder Granit gebaut.
Es gibt verschiedene Wanderrouten, wie zB die Rota do Ouro Negro. Dies bedeutet übersetzt die Route des schwarzen Goldes, so wurde nämlich früher der Rohstoff Wolfram genannt. Während des zweiten Weltkriegs wurde hier ein richtiger "Goldrausch" ausgelöst, da viele Menschen mit ihrem Pickel auf Wolframjagd gingen. Die Rota do Ouro Negro führt daher durch alte Wolframminen.
Wer eher nicht so eine Wandermaus ist, sondern mehr Action braucht, dem ist im Arouca Geopark mit verschiedenen Extremsportarten trotzdem geholfen. Es gibt Veranstalter, die Kanu- oder Kajakfahrten auf dem Fluss Paiva anbieten. Auch Rafting kann ausprobiert werden. Und für weniger Wasserbegeisterte gibt es natürlich auch an Land einiges an Möglichkeiten zum Austoben: Mountainbiking, Orienterunglauf, verschiedene Hochseilparcours und Klettern kann man im Geopark Arouca! Wahrscheinlich könnte man alleine hier ein paar Tage verbringen.
Zuletzt möchte ich noch ein einzigartiges, geologisches Phänomen im Geopark Arouca erwähnen: Die Pedras Parideiras: außergewöhnliche, "sich fortpflanzende" Steine! Die Pedras Parideiras spucken quasi durch natürliche Erosion kleine Steinchen wie Eier aus. Der Mutterfels "gebährt" also die kleinen Steine, der portugiesische Name wurde von diesem Umstand abgeleitet. Finden kann man dieses Phänomen in der Serra da Freita, die u.a. über 1000m hohe Gipfel vorweisen kann und über ein großes Wassernetz inkl. vielen Bächen und Flüssen verfügt. Das nächste Örtchen ist Castanheira, hier gilt als Geheimtipp ein gewisser Miradouro (Aussichtspunkt), von dem aus man den mächtig langen Wasserfall Cascata Frecha da Mizarela bewundern kann.
Infos:
CIGC - Centro de Interpretação Geológica de Canelas (Geologie-Erklärungszentrum Canelas)
Öffnungszeiten des Geopark Arouca: Samstag – 10.00 bis 12.00 Uhr und 14.30 bis 17.00 Uhr
5) Aveiro -> Mealhada, Luso, Curia
Mein letzter Tipp, der sogar als echter Geheimtipp durchgehen könnte. Ein Ausflug zu diesen Kurorten ist vielleicht nicht in der Top Bucket List eines Portugal-Reisenden zu finden, aber vielleicht gerade deswegen interessant. Wer möchte nicht gerne einen Ort besuchen, der mehr bei Portugiesen als bei Touristen als Kurort bekannt ist und wo die Einheimischen sich an ihrem für die Region bekannten Spanferkel und dem regionalen Bairrada - Wein ergötzen? ;-)
Mealhada ist mit knapp 4500 Einwohnern ein kleines Juwel, der historische Altstadtteil steht sogar unter Denkmalschutz. Wenn man in der Nähe ist, sollte man unbedingt bei den Caves Messias vorbeischauen, ein Weinkeller mit regionalen Produkten und auch Führungen inkl. Verkostung. Mealhada und auch der Ort Lusa liegen am Fusse der Gebirgskette Serra do Buçaco und dem Naturschutzgebiet Mata Nacional do Buaco, zwei sehr sehenswerte Orte. In Luso und Curia kann man seine Seel in den berühmten heißen Quellen baumeln lassen, z.B. im Grande Hotel de Luso.
Könnt ihr nicht von Aveiro genug bekommen? Dann schaut euch doch mal meinen Artikel über Aveiro's Geschichte an, nachher werdet ihr euch sicher total gescheit fühlen ;-). Viel Spaß !